Dachstuhlbrand und überdurchschnittliches Einsatzaufkommen am Montag, den 21.09.2020
9. Oktober 2020Am Montag, den 21.09.2020, war für die Freiwillige Feuerwehr Norderstedt (Kreis Segeberg, Schleswig-Holstein) ein überdurchschnittliches Einsatzaufkommen zu verzeichnen. Ein massives Kräfteaufgebot forderte dabei insbesondere ein Großbrand, der am Abend im Stadtteil Garstedt ausgebrochen war. In einem Wohnhaus in der Ochsenzoller Straße war es zu einem Dachstuhlbrand gekommen, welcher Einsatzkräfte zweier Wehren über mehrere Stunden forderte.
Zu einem ersten Einsatz für die Freiwillige Feuerwehr Norderstedt am Montag kam es allerdings schon weitaus früher. Gegen 12:15 Uhr wurden die Freiwillige Feuerwehr Glashütte und die Hauptamtliche Wachabteilung der Stadt Norderstedt in die Segeberger Chaussee alarmiert. Der Rettungsleitstelle Holstein waren zuvor über den Notruf 112 ein ausgelöster Heimrauchmelder und Brandgeruch gemeldet worden. Ein Atemschutztrupp, der sich Zutritt zur betroffenen Wohneinheit geschaffen hatte, konnte vor Ort nach kurzer Zeit brennendes Essen auf dem eingeschalteten Herd als ursächlich ausmachen. Nachdem das Feuer abgelöscht und die Wohnung umfangreich belüftet worden waren, konnten die Einsatzkräfte wieder einrücken. Personen waren bei diesem Einsatz zu keinem Zeitpunkt in Gefahr.
Anders lauteten die Meldungen, die am Montagabend in der Rettungsleitstelle Holstein eingingen. Gleich mehrfach wurde den Disponenten der in Norderstedt befindlichen Leitstelle über den Notruf 112 von einem Brandereignis im Stadtteil Garstedt berichtet. Den Schilderungen der Anrufer zu Folge sei es zu einem Brandausbruch im Dachstuhl eines Wohnhauses gekommen, mehrere Personen seien dabei noch in unmittelbarer Gefahr. Gemäß der Alarm- und Ausrückeordnung wurde daraufhin gegen 19:30 Uhr mit dem Einsatzstichwort Feuer Y – Feuer mit Menschenleben in Gefahr ein großes Kräfteaufgebot der Feuerwehr alarmiert. Neben der örtlich zuständigen Feuerwehr Garstedt wurde somit im sogenannten 2. Alarm für die Freiwillige Feuerwehr Norderstedt auch die Feuerwehr Harksheide alarmiert. Neben mehreren Rettungswagen wurden zudem der Leitende Notarzt und der Organisatorische Leiter Rettungsdienst alarmiert.
Die Feuerwehr rückte sofort mit einem großen Kräfteaufgebot aus. Bei Eintreffen vor Ort bestätigte sich die gemeldete Lage. Aus dem Dachstuhl des betroffenen Gebäudes schlugen offene Flammen nach außen, der Spitzboden des Gebäudes stand im Vollbrand. Entgegen der ersten Meldung waren bei Eintreffen der Feuerwehr allerdings keine Personen mehr in Gefahr. Mit Hilfe von Passanten hatten sich zwei Männer zuvor unverletzt ins Freie retten können, wo sie rettungsdienstlich gesichtet und durch Einsatzkräfte der Polizei betreut wurden. Die Rückmeldung des ersten Atemschutztrupps aus dem Gebäude bestätigte, keine Personen mehr in Gefahr, so dass die rettungsdienstlichen Ressourcen bis auf einen Rettungswagen zum Eigenschutz der Einsatzkräfte reduziert werden konnten.
Um vor Ort eine effektive Brandbekämpfung durchführen zu können, wurden die beiden Drehleitern der Feuerwehren derart positioniert, so dass die Flammen parallel von beiden Giebelseiten bekämpft werden können. Die Polizei sperrte dazu mit Funkstreifenwagen des Polizeireviers Norderstedt die Ochsenzoller Straße zwischen Ohechaussee und Lütjenmoor beidseitig. Somit konnte die Brandbekämpfung im weiteren Einsatzverlauf mit insgesamt vier C-Rohren im Innen- und Außenangriff, sowie über die Drehleitern intensiviert werden. Durch den massiven Löschangriff wurde das Feuer zügig unter Kontrolle gebracht und eine weitere Ausbreitung innerhalb des Gebäudes verhindert.
Die weiteren Löscharbeiten am Gebäude zogen sich allerdings noch einige weitere Zeit hin. Um an die Glutnester innerhalb der Dachkonstruktion zu gelangen, mussten durch
Atemschutzgeräteträger immer wieder händisch Dachpfannen abgetragen werden. Um den hohen Bedarf an Atemschutzgeräteträgern zu decken wurde dazu neben dem Einsatzabschnitt Brandbekämpfung auf einem angrenzenden Parkplatz eines Supermarktes der Abschnitt Atemschutzgeräteträger-Pool eingerichtet. So konnte der Bedarf an Atemschutzgeräteträgern zentral gedeckt werden. In diesem Zusammenhang wurde gegen 20:05 Uhr auch die Logistikkomponente der Freiwilligen Feuerwehr Norderstedt angefordert. Die Rufbereitschaft der Hauptamtlichen Wachabteilung der Stadt Norderstedt besetzte daraufhin den Gerätewagen Logistik, um mit diesem zusätzliche Atemschutzausrüstung und sauberes Schlauchmaterial an den Brandort nachzuführen.
Gegen 20:15 Uhr lief in der Rettungsleitstelle Holstein, parallel zum Brand in der Ochsenzoller Straße, eine ausgelöste automatische Brandmeldeanlage in der Straße Am Umspannwerk auf. Die Kontrolle des ausgelösten Melders durch die zuständige Feuerwehr Friedrichsgabe ergab vor Ort keine Feststellung, so dass die Einsatzkräfte kurze Zeit später wieder abrücken konnten. Währenddessen wurden die Kräfte gegen 20:35 Uhr über Funk ebenfalls zum Feuer in der Ochsenzoller Straße alarmiert. Gemäß dem neuen Norderstedter Dekontaminationskonzept sollte dazu der Abrollbehälter Dekontamination nachgeführt werden.
Nahezu zeitgleich mit der Meldung „Feuer aus, Nachlöscharbeiten” aus der Ochsenzoller Straße lief in der Rettungsleitstelle Holstein gegen 21:45 Uhr ein weiterer Einsatz auf. Den Disponenten wurde ein Kleinbrand in der Heidbergstraße gemeldet. Da die Feuerwehr Harksheide beim Großbrand in Garstedt eingesetzt war, rückten Kräfte der Feuerwehr Glashütte aus. Vor Ort fanden die Einsatzkräfte im Freien nahe einer Turnhalle glimmende Zeitungsreste vor und setzten ein Kleinlöschgerät zur Brandbekämpfung ein.
Gegen 22:12 Uhr waren an der Einsatzstelle in der Ochsenzoller Straße auch die Nachlöscharbeiten soweit erledigt, dass die Kräfte der Feuerwehr die Schlauchleitungen und weitere eingesetzte Gerätschaften wieder aufnehmen und mit Unterstützung der Logistikkomponente die Einsatzbereitschaft der eingesetzten Fahrzeuge mit sauberem Material noch vor Ort wieder herstellen konnten. Die eingesetzten Atemschutzgeräteträger wurden parallel im Einsatzabschnitt Personendekontamination mittels des AB-Dekon dekontaminiert. Hierzu wurde zunächst durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr Friedrichsgabe eine Grobdesinfektion durchgeführt und die kontaminierte Schutzkleidung separiert verpackt, ehe es für die Kameradinnen und Kameraden in die Duschkabinen im Inneren des AB-Dekon und von dort weiter in den sauberen Bereich, wo entsprechende Wechselkleidung zur Verfügung stand, ging.
Gegen 22:30 Uhr kam es zu einer weiteren Alarmierung für die Feuerwehr Glashütte. In einem metallverarbeitenden Betrieb in der Robert-Koch-Straße war es zu einer Rauchentwicklung mit Brandgeruch gekommen. Das Objekt wurde durch einen Atemschutztrupp mittels einer Wärmebildkamera kontrolliert. Ein verschmortes Vorschaltgerät einer Leuchtstofflampe konnte als Ursache lokalisiert werden, die betroffene Leuchte wurde daraufhin durch die Einsatzkräfte demontiert und das Objekt stromlos geschaltet.
Gegen etwa 23:00 Uhr waren die letzten Maßnahmen der Feuerwehr an der Einsatzstelle in der Ochsenzoller Straße abgeschlossen. Die Feuerwehr war an der Einsatzstelle mit rund 90 Einsatzkräften dreier Freiwilliger Feuerwehren vor Ort. Die Brandstelle wurde noch in der Nacht durch Beamte des Kriminaldauerdienstes aus Pinneberg beschlagnahmt. Die Kriminalpolizei Norderstedt hat die Ermittlungen zur Brandursache übernommen.
Fotos: Jan Henrik Conradi